Meisterwerke der Wasserbautechnik

"Kein Bergbau ohne Wasser"

Herausragendes Merkmal der Wasserwirtschaft ist der systematische Aufbau der Anlagen, der beispielhaft für die Energieversorgung für den gesamten Bergbau in Europa wurde. Das über Jahrhunderte größte Energiesystem weltweit sorgte für einen kontinuierlichen Wasserfluss und damit für eine gleichbleibende Kraftzufuhr zum Betrieb der Bergwerke.

Aus dem Erfahrungsschatz der Bergleute ergaben sich verschiedene Notwendigkeiten. So mussten die Teiche kaskadenartig angelegt werden, um die Wasserversorgung nachhaltig zu sichern. Führten die vorrangig genutzten natürlich fließenden Gewässer nicht mehr genug Wasser, musste Wasser aus den Teichen zugeführt werden, damit die Bergwerke dauerhaft trocken gehalten („zu Sumpf gehalten“) werden konnten. Aufgrund ungenauer Erkundungsmethoden konnte der zukünftige Energiebedarf nicht abgeschätzt werden, so dass später zusätzliche Teiche innerhalb des Wassersystems benötigt wurden.

"Die Wasser hoch halten"

Um „die Wasser hoch zu halten“ wurden Gräben an Teichen vorbei geführt und übereinander angelegt, denn hatte das Wasser ein niedriges Höhenniveau verlassen, konnte es nicht wieder hoch geführt werden. Damit die zusetzenden Wasser nicht unter Einsatz großer Energiemengen bis nach über Tage gehoben werden mussten, wurden sogenannte "Wasserlösungsstollen" angelegt, die das Wasser aus dem Berg in ein Tal ableiteten.

Der 1864 fertiggestellte tiefste und größte Wasserlösungsstollen war der Ernst-August-Stollen an den fast alle noch betriebene Harzer Gruben angeschlossen wurden. Sein Mundloch ist in Gittelde auf einer Höhe von 199 m NN. Er brachte eine Tiefe von fast 400 m, die nun das Wasser weniger weit hochgepumpt werden musste. Der Ernst-August-Stollen hatte 1864 eine Länge von 17,6 km und galt seinerzeit als längster Tunnel der Welt. Bis 1945 wurde er sogar auf 40,2 km verlängert.

Um den Betrieb aller Anlagen auch im Winter sicherzustellen und "die Wasser warm zu halten“, wurden immer wieder Abkürzungen geschaffen, Wege stillgelegt und „Wasserläufe" (unterirdische Gräben) angelegt. Im Winter wurden die Gräben mit Fichtenreisig vor dem Einfrieren und vor dem Zuwehen mit Schnee geschützt. Die querliegenden Rundhölzer zur Aufnahme des Reisig wurden später durch Tragbögen aus Stein ersetzt, um das immer knapper werdende Holz einzusparen.